Die Auswahl und Verarbeitung von Verbindungstechniken spielt eine zentrale Rolle in der Trinkwasserinstallation – nicht nur in Bezug auf Dichtheit und Haltbarkeit, sondern auch hinsichtlich der Hygieneanforderungen und Materialverträglichkeit. Fehlerhafte Verbindungen oder ungeeignete Hilfsstoffe können zu mikrobiologischen Verunreinigungen, Korrosion oder Verstößen gegen die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) führen.
Arten von Verbindungen: metallisch, nichtmetallisch, lösbar, unlösbar
Trinkwasserleitungen und Apparate können auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden werden:
Metallische Verbindungen
Nichtmetallische Verbindungen (z. B. Kunststoff-Kunststoff, Kunststoff-Metall)
Dichtende, lösbare Verbindungen
Dauerhafte, nicht lösbare Verbindungen
Jede Verbindungstechnik muss hinsichtlich Materialverträglichkeit, Hygiene, Normenkonformität und Langzeitverhalten sorgfältig bewertet und umgesetzt werden. DIN EN 806-4 gibt dazu klare technische Vorgaben.
Problem: Kontaktkorrosion durch unterschiedliche Metalle
Ein häufiger Fehler ist die ungeprüfte Kombination unterschiedlicher metallischer Werkstoffe. Dies kann zu:
Ionenaustausch an der Verbindungsstelle
Verstärkter Metallionenabgabe in das Trinkwasser
Korrosion und
Veränderung der Wasserqualität
Gemäß § 7 (4) TrinkwV gilt das Minimierungsgebot: Jede nachteilige Veränderung des Trinkwassers ist zu vermeiden, mindestens durch Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.).
Hygieneanforderungen an Hilfsstoffe
Bei der Verarbeitung von Rohrverbindungen kommen oft Hilfsstoffe wie Fette, Öle oder Lote zum Einsatz. Diese können jedoch – wenn ungeeignet oder unsachgemäß verwendet – das Trinkwasser mikrobiell beeinträchtigen, z. B. durch:
Nährstoffe für Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa
Biofilmbildung und mikrobiologische Kontaminationen
Kostenintensive Sanierungsmaßnahmen (Untersuchung, Spülung, Desinfektion, ggf. Bauteilaustausch)
Daher gilt:
🔒 Es dürfen nur zertifizierte und trinkwassergeeignete Hilfsstoffe verwendet werden – und diese dürfen nicht ins Innere der Rohrleitungen gelangen.
Erforderliche Maßnahmen:
Rückstandsfreie Verarbeitung
Sorgfältiges Spülen nach der Montage
Schulung des Montagepersonals nach VDI 6023
Wichtige a.a.R.d.T. für Hilfsstoffe (Auswahl)
Hilfsstofftyp | Relevante Normen |
---|---|
Gewindeschneidmittel | DVGW W 521 |
Gewindedichtmittel | DIN 30660, DVGW W 270 (A) |
Lote (Hart-/Weichlöten) | DVGW GW 2 |
Flussmittel | DVGW GW 7 |
Werkstoffanforderungen & Korrosionsschutz
Für metallische Werkstoffe sind neben den werkstoffbezogenen Normen auch die örtlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Zu beachten sind insbesondere:
DIN EN 12502 Teile 1–4 (Korrosionsschutz in Wassersystemen)
DIN EN 806-2 & DIN EN 806-4 (Planung & Ausführung)
UBA-Metallbewertungsgrundlage
DVGW W 551-6 & W 551-8 (Hygiene in Warmwasseranlagen)
➡️ Praxis-Tipp: Beziehe in der Planungsphase auch Erfahrungswerte lokaler Wasserversorgungsunternehmen, Installationsbetriebe oder Rohrhersteller mit ein. Das kann späteren hygienischen und technischen Problemen vorbeugen.
Sonderfall: Kunststoffleitungen und Temperaturbelastung
Kunststoffleitungen bieten viele Vorteile, sind aber temperatur- und druckempfindlicher als Metallrohre. DIN EN 806-4 gibt klare Hinweise, unter welchen Bedingungen:
Anschlüsse an Trinkwassererwärmer oder Durchlauferhitzer
Nicht direkt mit Kunststoffleitungen ausgeführt werden dürfen
Weitere Anforderungen betreffen:
Thermische Ausdehnung & Bewegungen
Schallschutz
Montage- und Verlegehinweise
Sauberes Arbeiten zahlt sich aus
Unsachgemäße Verarbeitung kann aufwendig und teuer werden: Hygienische Probleme durch Verunreinigungen sind oft nur durch umfangreiche Spülungen, Desinfektionsmaßnahmen oder sogar Bauteiltausch zu beheben. Ein hygienebewusstes, normgerechtes Arbeiten spart langfristig Kosten – und schützt die Gesundheit der Nutzer:innen.
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