Kaltwasserinstallationen: Hygienische Herausforderungen

Kaltwasserinstallationen gelten oft als unkritisch – dabei bergen sie zahlreiche hygienische Herausforderungen, insbesondere wenn Planung, Ausführung oder Betrieb nicht den aktuellen technischen Regeln entsprechen. Die VDI 6023 sowie die VDI 3810 Blatt 2 definieren daher klare Anforderungen an die Gestaltung, Überwachung und Instandhaltung solcher Anlagen.

Hygienische Risiken in Kaltwasserleitungen

In Kaltwasserinstallationen können je nach Rahmenbedingungen gesundheitliche Risiken entstehen. Einflussfaktoren sind unter anderem:

  • verwendete Installationsmaterialien
  • Stagnationszeiten in der Leitung
  • Temperaturverläufe
  • Nutzungsverhalten und Entnahmefrequenz
  • Trinkwasserbeschaffenheit durch das Versorgungsnetz

Zwei Hauptproblemfelder:

  • Schwermetalle: z. B. Blei, Kupfer und Nickel
  • Mikroorganismen: z. B. Pseudomonas aeruginosa, Legionellen, erhöhte Koloniezahlen

Diese Faktoren können selbst bei technisch einwandfreien Anlagen hygienische Probleme hervorrufen – insbesondere dann, wenn die Temperaturgrenzwerte überschritten werden.

Temperaturgrenzen: Warum 25 °C im Kaltwasser kritisch sind

Legionellen vermehren sich bevorzugt bei Wassertemperaturen zwischen 25 °C und 50 °C. Der Erreger Pseudomonas aeruginosa kann sich bereits bei niedrigeren Temperaturen vermehren. Aus diesem Grund legt VDI 6023 Blatt 1 fest:

  • Die Kaltwassertemperatur darf nicht über 25 °C steigen.
  • Empfohlen wird eine Maximaltemperatur von 20 °C.

Einflussfaktoren auf die Temperatur:

  • Sommerliche Außentemperaturen: Bei langanhaltender Hitze kann bereits das Wasser aus dem Versorgungsnetz am Hausanschluss zu warm sein.
  • Wärmequellen im Hausanschlussraum (z. B. Heizungsanlagen, Stromverteiler) können das Kaltwasser zusätzlich erwärmen – insbesondere bei geringer Entnahmefrequenz.

Die VDI 6023 fordert daher eine objektbezogene Bewertung durch den Planer. Mögliche Maßnahmen sind:

  • Installation einer separaten Kaltwasserzentrale
  • Aktive Kühlung
  • Verbesserter Wasseraustausch

Anforderungen an Wasseraustausch und Nutzungshäufigkeit

Ein zentrales Element der hygienegerechten Kaltwasserführung ist der regelmäßige Wasseraustausch.

🔁 Alle 72 Stunden muss laut VDI 6023 Bl. 1 an jeder Entnahmestelle in der Hausinstallation ein vollständiger Wasseraustausch erfolgen.

Ausnahmen gelten für bestimmte, selten genutzte Entnahmestellen – hier können Intervalle von maximal 7 Tagen zulässig sein. In sensiblen Einrichtungen gelten jedoch strengere Anforderungen.

Besondere Einrichtungen mit erhöhten Hygienestandards:

  • Lebensmittelverarbeitende Betriebe
  • Krankenhäuser
  • Pflegeheime
  • medizinische Einrichtungen

Hier sind teils tägliche Spülzyklen oder automatisierte Systeme erforderlich. Die genauen Maßnahmen sind im Dialog mit dem Hygieneverantwortlichen, dem Gesundheitsamt oder dem Lebensmittelaufsichtsamt festzulegen.

Schutz vor ungewollter Erwärmung: Trennung und Dämmung

Eine thermische Trennung ist unabdingbar, um eine Erwärmung des Kaltwassers durch externe Wärmequellen zu verhindern:

  • Kalt- und Warmwasserleitungen sind mit möglichst großem Abstand zueinander zu verlegen.
  • Getrennte Leitungsschächte und wärmedämmende Maßnahmen sind zu bevorzugen.
  • Besondere Sorgfalt gilt für Schächte mit hohem Leitungskreuzungsanteil.

Wartung und Inspektion gemäß VDI 6023 / VDI 3810

Eine hygienische Kaltwasseranlage muss nicht nur richtig geplant, sondern auch regelmäßig inspiziert und gewartet werden. Die VDI 3810 Bl. 2 in Verbindung mit VDI 6023 Bl. 3 schreibt vor:

  • Regelmäßige Funktionskontrollen aller Bauteile
  • Umsetzung eines Instandhaltungsplans
  • Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen
  • Vorsorgliche Maßnahmen bei Anzeichen hygienischer Auffälligkeiten

Nur so kann langfristig die einwandfreie Funktion und Hygiene einer Kaltwasserinstallation gewährleistet werden.